Organistin

Frage: Frau Lee, wie hat es Sie nach Vogelsang verschlagen?

Antwort: Ich habe mich auf eine Anzeige des Erzbistums Köln im Internet beworben.

 

Frage: Wo waren Sie vorher?

Antwort: Nach dem Abschluss meines Klavier-Studiums in Südkorea bin ich nach Deutschland gekommen, weil ich auf die deutsche Klassik mit Bach, Beethoven u. a. aufmerksam geworden war und ich mich musikalisch weiterbilden wollte. In Düsseldorf habe ich ein Jahr lang Deutsch gelernt. Von dort aus bin ich nach Utrecht gependelt und habe da Klavier und an der Universität Köln Heilpädagogik mit dem Schwerpunkt Musiktherapie studiert.

Am Ende meines Studiums in Köln lernte ich meinen koreanischen Mann kennen, und wir heirateten im Jahr 2011. Als unser Sohn David 2013 geboren wurde, fand ich kaum mehr Zeit, täglich zwei bis drei Stunden Klavier zu üben. Die koreanische Gemeinde in Langenfeld begleitete ich im Gottesdienst an der Orgel, allerdings ohne die Pedale, nur manuell. Als mein Sohn in den Kindergarten kam, stand mein Entschluss fest, die zweijährige – vom Erzbistum Köln angebotene – Orgelausbildung machen zu wollen. Ab 2016 hatte ich dann jeden Samstag Liturgik, Liturgiegesang, Chorleitung, Musikgeschichte, usw. Während der Woche erhielt ich Gesangs- und Orgelunterricht. Die sogenannte C-Ausbildung endete dieses Jahr im Februar. Direkt im Anschluss habe ich Mitte Februar hier in Vogelsang die Stelle mit 6 Stunden in der Woche bekommen.

 

Frage: Wie haben Sie die ersten Monate in dieser Position erlebt?

Antwort: Spannend, aufregend!!! Das war anders im Vergleich zur koreanischen Messe, wo ich regelmäßig an der Orgel begleitete. Ich will es gut und richtig machen und bin allein verantwortlich, wenn ich spiele. Das ist eine neue Erfahrung. Orgelspielen ist für mich eine neue Welt.

 

Frage: Welche Musik lieben Sie selbst am meisten?

Antwort: Eindeutig klassische Musik, Mozart, Bach, Beethoven, auch Chopin, Rachmaninow. Pop-Musik höre ich allenfalls bei der Hausarbeit nebenher.

 

Frage: Spielen alle in Ihrer Familie ein Instrument?

Antwort: Nein, ich habe zwei jüngere Schwestern und jede hat andere Talente. Die eine malt, hat eine Ausbildung als Designerin, die andere hat Lehramt Japanisch studiert und anschließend ein Studium der Ästhetik absolviert. Sie lebt in Japan. Meine Eltern, die weiterhin in Südkorea leben, haben immer größten Wert auf eine gute Ausbildung gelegt. Ich habe das Klavierspielen mit 6 Jahren begonnen.

 

Frage: Wie und wo üben Sie, orientieren Sie sich an Vorbildern?

Antwort: Ich übe zuhause, vormittags arbeiten die Menschen in meiner Umgebung und ich störe niemanden. Die Wände haben auch eine gute Dämmung (lacht). Regelmäßig gehe ich in die Kirche von St. Pankratius, um Orgel zu spielen. Dort ist allerdings das Notenpult so hoch, dass ich mich immer recken muss, um die Noten lesen zu können – ich bin ja so klein (zuckt lachend die Achseln). Meine Vorbilder sind Pianisten wie Wilhelm Kempf, Michelangeli, Martha Argerich, u.a.

 

Frage: Gibt es Projekte, die Sie in der Gemeinde gerne umsetzen würden?

Antwort: Eventuell irgendwann mal ein Kinderchor. Das Dirigieren ist für mich eine Herausforderung, aber ich kann mir das mit Kindern vorstellen. Im Advent, am 16.12.18, begleite ich den Pfarrverbandschor.

 

Frage: Was wünschen Sie sich von den Vogelsanger Gottesdienstbesuchern, von der Geistlichkeit?

Antwort: (denkt länger nach) Ich will mit dem Orgelspiel Freude und möglichst wenig Fehler machen. Ich bin sehr nett aufgenommen worden und erhielt Rückmeldungen, dass den Gottesdienstbesuchern meine Stimme und mein Spiel gefällt. Da bleiben wenig Wünsche offen – außer, dass das Anzeigengerät immer funktioniert und die Orgelelektrik wieder in Ordnung kommt (schmunzelt). Wenn etwas nicht rund läuft, hoffe ich auf Verständnis. Ich arbeite weiter an meinem Anspruch, es so gut wie möglich zu machen und dazuzulernen.

 

Frage: Es gibt sehr wenig Frauen an der Orgel, überrascht Sie das?

Antwort: Ich habe mich ja erst spät mit der Orgel befasst, war lange Pianistin und in dem Bereich sieht es ganz anders aus. Es ist ein wunderbarer Beruf und in meiner Ausbildung waren durchaus viele Frauen. Allerdings hatten wir immer nur männliche Lehrer. Vielleicht ist in diesem Bereich die Emanzipation langsamer fortgeschritten.

 

Frage: Wie würden Sie sich charakterisieren?

Antwort: Ich höre gerne zu, bin offen, aber auch zurückhaltend und denke positiv. Meine Vorlieben sind Musik hören, musizieren und singen, Filme gucken, die uns etwas lehren, wo wir etwas erfahren, einmal im Jahr nach Südkorea zu den Eltern und der einen Schwester reisen und einmal nach Japan zu der jüngsten Schwester zu fliegen, Sonne und Meer statt Berge

 

Frage: Werden Sie bleiben, welche Zukunftspläne haben Sie?

Antwort: Ich habe meine Arbeit in Vogelsang gerade mit viel Freude begonnen und möchte das weiter machen, die Kultur leben. Mittwochs spiele ich in Junkerdorf am Vogelsanger Weg in einem Kloster, auch das will ich beibehalten und mich im Orgelspiel weiterentwickeln.

 

Interviewerin: Liebe Frau Lee, ich danke für dieses Gespräch, das Sie unseren Lesern näherbringt.

Das Gespräch führte Angelika Frank